Freitag, 6. Oktober 2006
foto de meu novo habitante de apartamento

Wie versprochen kann ich euch Heute ein Bild meines neuen Mitbewohners Lukas zeigen, damit möchte ich dann auch gleich beginnen. Über seinen Hintergrund wisst ihr ja schon vom letzten Eintrag her Bescheid. Ich konnte nun auch schon einige Worte mit ihm wechseln. Ich weiß nicht ob er gut Englisch spricht, doch dass ist auch nicht wichtig, jedenfalls unterhalten wir uns stets auf portugiesisch. Er scheint auf jeden Fall sehr sympatisch zu sein. Dennoch verbringe ich die meiste Freizeit (ausser allein am Rechner) mit Rodrigo und Bruno. Aber nun endlich das Bild.



Ein anderes Thema das auf jeden Fall hier besprochen werden muss ist die Präsidentenwahl in Brasilien vom letzten Sonntag.



Das größte Land Südamerikas hat seine Stimme abgegeben und übrig bleibt eine erneute Stichwahl zwischen den amtierenden Präsidenten und Ex-Arbeiterführer LULA der "Partido Trabalhista" und den Sozialdemokraten ALCKMIN der "Partido Social de Brasil". Obwohl in Deutschland wenig darüber berichtet wird, ist diese Wahl eine wichtige Richtlinie für den südamerikanischen Kontinent. Es zeichnete sich schon bei den vorherigen Wahlen in den spanischsprechenden Ländern, wie Chile ein Schritt Richtung schärferer Sozialdemokratie ab. Doch obwohl beide Präsidenten einer sozial ausgerichgteten Partei angehören spielen die Anhänger in verschiedenen Lagern der brasilianischen Gesellschaft.



Brasilien ist ein gespaltenes Land mit den reichen Bundesstaaten São Paulo und Minas Gerais im Süden und dem armen Norden. Und so verteilt sich auch die Sympatisantenschaft für die zwei Kandidaten. Lula steht für ein soziales System mit weniger Fokus auf die Ökonomie, deshalb auch mit derr Mehrheit im Norden gewählt. Alckmin wird als Vertreter eines starken Brasilien besonders mit großen Aussenbeziehungen eher von der reichen Bevölkerung gewählt. Und auch in Städten wie São João da Boa Vista erhofft man sich ein ökonomisch stärkeres Heimatland, denn hier ist man der Armut nicht so stark konfrontiert. Ein weiteres Problem vom amtierenden Präsidenten Lula sind die unzähligen Vorwürfe wegen Korruption. Er musste für seine letzte Regierungszeit sehr viele Koalitionen eingehen, die ihn Probleme mit falschen Geldern einbrachten. Doch auch die Alckmin Anhänger scheinen sich bewusst zu sein, dass eigentlich jeder Politiker ein korruptes Schwein ist, nur dass Lula die Sache falsch verarbeitet. Ich möchte nach 9 Wochen hier in Brasilien keinen eigenen Standpunkt vertreten, aber ich bin mir sicher, dass das Problem Nummer eins in Brasilien nicht eine schwache Wirtschaft, sondern ein ungerecht verteiltes Sozialpolitisches Problem ist. Viele von euch kennen ja die Horrorgeschichten von der Kriminalität in São Paulo und mein Freund Rodrigo kann das mit eigenen Aussagen durchaus unterstützen. Es bildet sich eine sehr hohe Spannung in der Bevölkerung aus geprägt aus Armut und Kriminalität auf der einen Seite und abgeschottet lebenden Reichen auf der anderen. Da dieser Trend auch in anderen Gesellschaften abzuzeichnen ist und sich selbst diese Separattion in Deutschland entwickelt sollte eine Präsidentenwahl in einem Land wie Brasilien ein Stimmungsparameter des Volkes sein. Auch wenn die Politik und staatlische Institute hier sehr korrupt erscheinen, hat das Volk wenigsten ihre Wahlstimme in der Hand. Liebe Leser, ich bin ein Fan der Demokratie und absolut davon überzeugt, dass eine Wahlstimme eine große Macht eines jeden Einzelnen ist. Ich hoffe wirklich sehr, dass Länder wie Brasilien ihren Weg finden.
Bald melde ich mich wieder und entlasse euch jetzt ersteinmal ins Wochenende.

euer Martin

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